5. Mai 2021
Radio Free Asia, www.rfa.org

Behörden schliessen Ethnische-Minderheiten-Kirche in der chinesischen Provinz Yunnan

Die Maßnahme erfolgte im Zusammenhang mit der Festnahme von Pastoren im ganzen Land im Zuge der strengeren Einschränkungen für religiöse Gruppen.

Die Behörden in der südwestlichen Provinz Yunnan haben eine protestantische Kirche geschlossen, die von einer ethnischen Minderheit besucht wird, während Pastoren und Kirchenälteste in Peking und Guiyang festgenommen wurden.

Beamte schlossen die protestantische Kirche Bulai im Dorf Lao Muden im Bezirk Fugong in Yunnan am 30. April, angeblich um die Übertragung von COVID-19 zu verhindern, wie Fotos der an den Türen angebrachten Zettel zeigen.

Twitter: Chinese Christian Righteous Fellowship

Aber die Tatsache, daß die Kirche während der gesamten Pandemiezeit ihre Gottesdienste abhalten durfte, hat die Frage aufgeworfen, ob die Schließung Teil eines erneuten Vorgehens gegen religiöse Aktivitäten ist, das auf einer kürzlich veröffentlichten Reihe von „Verwaltungsmaßnahmen für religiöses Personal“ basiert, die am 1. Mai in Kraft getreten sind.

Der in den USA lebende Pastor Liu Yi, der die „Chinese Christian Justice Fellowship“ gegründet hat, sagte, daß die Regeln darauf abzielen, eine noch schärfere Kontrolle der regierenden Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) über den täglichen Betrieb von religiösen Organisationen auszuüben.

„Die neuen Verwaltungsmaßnahmen stellen höhere Anforderungen an das sogenannte chinesische religiöse Personal, das unter der Aufsicht der KPCh steht“, äußerte Liu gegenüber RFA.

Artikel 3 des Dokuments besagt, daß das religiöse Personal „das Mutterland lieben, die Führung der KPCh unterstützen und das sozialistische System fördern“ soll.

Sie müssen sich auch an „die Grundwerte des Sozialismus“ halten und die „Sinisierung der Religion“ unter der KPCh vorantreiben, heißt es.

„Unter der Kontrolle der KPCh haben viele sogenannte protestantische Pastoren und Prediger bewußt die Position der Partei übernommen“, sagte Liu. „Ihre Kanzeln sind zu Plattformen für die KPCh-Propaganda geworden.“

„So war eine Predigt, die in einer Kirche an einem bestimmten Ort in Zhejiang gehalten wurde, [online] im Umlauf“, sagte Liu. „Sie war sehr aufschlußreich, denn der Prediger legte nicht die Bibel aus, sondern machte Propaganda für die KPCh.“

Klima wird 'immer schlimmer'

Pastor Zhang Chongzhu, der derzeit in Illinois lebt, nachdem er viele Jahre für eine Gemeinde in der Stadt Wenzhou in Zhejiang gewirkt hat, sagte, daß Lius Einschätzung richtig sei.

„Das Klima für religiöse Gläubige in China wird immer schlechter“, sagte Zhang. „Es hat eine deutliche Wende im politischen Denken nach links stattgefunden, mit dem Aufkommen von Ideen, die noch schlimmer sind als während der Kulturrevolution.“

„Sie haben vor ein paar Jahren begonnen, den Grundstein dafür zu legen“, sagte Zhang. „Jetzt fordern die neuen religiösen Regeln die Einrichtung einer [von der KPCh gestützten] Priesterschaft, also ist es ein ernstes Problem.“

Zhang zitierte die jüngsten Verhaftungen von protestantischen Pastoren in Peking und der südwestlichen Stadt Guiyang.

Bob Fu, Präsident der christlichen Menschenrechtsorganisation ChinaAid, sagte, die Behörden hätten kürzlich zwei Älteste der Zion Church in Peking festgenommen, während der Älteste Zhang Chunlei von der Renai Church in Guiyang nach einer kurzen Zeit in Administrativhaft wegen des Verdachts auf „Betrug“ in Haft genommen worden sei.

Zhangs Verhaftung erfolgte, nachdem er sich Berichten zufolge dagegen gewehrt hatte, in der Kirche patriotische Lieder zu singen, sagte Fu.

„Diese Reihe von Aktionen, zusammen mit den neuen Vorschriften zur Verwaltung von religiösem Personal, die der chinesische Staatsrat am 1. Mai verkündet hat, zeigen, daß es unter der Führung von Xi Jinping noch mehr Einschränkungen der Religionsfreiheit in China geben wird“, so Fu gegenüber RFA.

Spenden als Betrug bezeichnet

Zhang Chunleis Verteidiger Sui Muqing sagte, die Polizei beschuldige Zhang des Betrugs im Zusammenhang mit Spenden für die Kirche.

„Die Kirche führt im Grunde keine Finanztransaktionen durch, daher steht diese Anklage des sogenannten Betrugs mit den Spenden der Mitglieder im Zusammenhang“, sagte Sui. „Die Ältesten und Mitarbeiter erhalten von diesen Spenden einen Lebensunterhalt.“ „Das ist Gepflogenheit in allen Religionen und stellt keinen Betrug dar.“

In der Zwischenzeit äußerte ein Mitglied der Zionskirche mit dem Nachnamen Li gegenüber RFA, daß eine der inhaftierten Ältesten, die Laienpredigerin Huang Chunzi, seit dem 28. April in Isolationshaft sei.

„Sie schickte eine Nachricht, daß jemand an ihre Tür klopfe“, sagte Li. „Zwei oder drei Tage später wurde eine weitere Person verhaftet, woraufhin wir feststellten, daß Huang Chunzi ebenfalls verschwunden war.“ „Schließlich erhielten wir von verschiedenen Quellen die Bestätigung, daß sie verhaftet worden war.“

Ebenfalls verhaftet wurde der Prediger der Zionskirche, Qi Jiafu. „Die Dinge sind im Moment sehr gefährlich“, sagte Li. „Sie nehmen überall Leute aus den Kirchen fest.“

„Sie haben die Kontrollen 2018 verschärft, und 2019 erneut“, sagte sie. „Im Grunde ist es jetzt nicht mehr erlaubt, sich persönlich zu treffen.“